Die Landfuhrmann-Familie Uhlig in Kemtau

Ein Gastbeitrag von Roland Kunick

Das alte Uhlig-Gut in der Gelenauer Str. 40 in Kemtau hatte folgende Besitzer:

Michael Uhlich 1638-1713
Michael Uhlich 1682-1749
Michael Uhlich 1723-1793
Carl Friedrich Uhlig 1775-1849
Carl Friedrich Uhlig 1799-1871
Carl Friedrich Uhlig 1818-1889
Karl Friedrich Uhlig 1862-1928
Friedrich Paul Uhlig *1895
Karl Siegfried Uhlig *1935

Michael Uhlich (1638-1713) wird mit seinem Traueintrag im Jahr 1669 erstmals in den Kirchenbüchern genannt: „Michael Uhlich Bauer zur Kempte und Jungfrau Justina, Paul Meiners Kirchenvorstehers und Gerichtschöppens in Weißbach Tochter.“ Michael Uhlich hatte kurz davor das Bauerngut mit einer halben Hufe Land von Hans Hofmanns Erben für 270 Gulden gekauft. In seinem Begräbniseintrag 1713 steht „Michael Uhlich sen. von Kemtau, gewesener Bauer und Gerichtschöppe alda, alt 75 Jahre“.

Die Familie war durch Heirat verwandt mit mehreren Fuhrmannsfamilien:

Im Jahr 1699 heiratet der älteste Sohn Adam Uhlich, Bauer in Burkhardtsdorf, seine Frau Maria, eine nachgelassene Tochter Christian Roschers, gewesenen Bauers, Fuhrmanns und Gerichtschöppens. Im Jahr 1703 heiratet die jüngere Tochter Anna Maria Uhlich den Thumer Bürger und Fuhrmann Michael Reuter.

Im Jahr 1711 schließlich wird der jüngste Sohn Michael Uhlich (1682-1749) mit seiner Frau Sophie, einer nachgelassenen Tochter Christoph Schuberts (1648-1693), Bauers und Landfuhrmanns in Burkhardtsdorf getraut. Bei seiner Trauung wird Michael Uhlich als Bauer und Saltz-Fuhrmann in Kemtau bezeichnet. Er übernahm 1707 das väterliche Gut für 450 Gulden.

Michael Uhlich ist der erste Fuhrmann in Kemtau. An anderen Stellen der Kirchenbücher wird er auch als Saltz-Kärrner (Kärrner ist eine alte Fuhrmannsbezeichnung) oder Landfuhrmann bezeichnet.

Das hohe Ansehen Michael Uhlichs zeigt sich in seiner Benennung als Vice-Richter in den Jahren 1713 bis 1722. Das frühzeitige Ableben des Erb- und Lehnrichters Christoph Wieland erforderte damals eine geeignete Übergangsbesetzung des Kemtauer Richteramts.

Um 1740 erbaut Michael Uhlich eine Schmiede. Sie befindet sich auf seinem Land, heute Burkhardtsdorfer Str. 2. In den Kaufverträgen wird die Schmiede dem Uhlig-Gut zugerechnet. Im Jahr 1790 hatte die Schmiede einen Wert von 100 Gulden.

Als seine Frau Sophie 1757 starb, erwähnte der Pfarrer ihre große Nachkommenschaft: „sie hatte 17 Kinder geboren und von 8 verehelichten Kindern leben 67 Enkel und 5 Urenkel“. Allerdings ist zu ergänzen, dass ihr von 8 Söhnen nur der Sohn Michael blieb. Dessen Schwester Maria Elisabeth wurde übrigens 1735 Ehefrau des Bauers und Landfuhrmann Adam Wieland in Gelenau.

Der dritte Michael Uhlich (1723-1793) war wie seine Nachkommen Bauer und Landfuhrmann und kaufte das Gut seines Vaters 1742 für 595 Gulden. Der Pfarrer vermerkte bei seinem Begräbniseintrag „ein dienstfertiger und wohltätiger Mann“. Michael Uhlich heiratete 1751 in erster Ehe mit Christiana Martin, ebenfalls eine Fuhrmannstochter. Ihr Vater war der Bauer Christoph Martin aus Dorfchemnitz. Aus der ersten Ehe stammt beispielsweise der Sohn Michael (1758-1801), der als Landfuhrmann in Kemtau lebte. Nach dem Tod seiner Frau heiratete Vater Michael 1772 Johanna Christiana Uhlich, eine Tochter des Bauers Johann Gottfried Uhlich aus Altchemnitz und bekam weitere Kinder.

Den Hof übernahm mit 17 Jahren der einzige Sohn zweiter Ehe Carl Friedrich Uhlich (1775-1849) für 1500 Gulden. Er heiratete 1794 Johanne Dorothee, Tochter des Bauers Bartolomäus Lasch in Neukirchen.

Im Jahr 1814 ersteigert Carl Friedrich Uhlig für seinen einzigen, damals 15-jährigen Sohn Carl Friedrich Uhlig (1799-1871) das Viertel Hufengut in der Gelenauer Str. 57 für 1500 Gulden. Dieser war ebenfalls Bauer und Landfuhrmann in Kemtau und der letzte Uhlig, der in den Kirchenbüchern als Landfuhrmann bezeichnet wurde.

Zudem war Carl Friedrich Gerichtsschöppe, Schulvorstand und Gemeinderatsmitglied. Er heiratete 1818 Johanna Carolina, eine nachgelassene Tochter des Bauers Carl Gottlieb Schindler in Eibenberg. 1828 erwarb er das väterliche Uhlig-Gut mit Schmiede für 3000 Taler, bevor er es 15 Jahre später an seinen einzigen Sohn für 4000 Taler verkaufte.

Carl Friedrich Uhlig (1818-1889) war Gutsbesitzer, Gerichtsschöppe, Gemeinderatsmitglied und Gemeindeältester in Kemtau. Er heiratete 1843 Emilie Ernestine (+1879), die jüngste Tochter Carl Gotthelf Wielands, des Bauers, Gemeinderats und Landfuhrmanns in Gelenau.

Es war eine Hochzeit zwischen zwei bedeutenden Fuhrmannsfamilien der damaligen Zeit! Die Wielands in Gelenau betrieben seit Anfang des 17. Jahrhunderts das Fuhrgeschäft.

Carl Friedrich ereilte das Schicksal seiner Vorfahren, indem mehrere Söhne (zum Teil namens Carl Friedrich) im Säuglingsalter starben.

Im Jahr 1883 übergibt Carl Friedrich das Gut an seinen sechsten und einzigen Sohn Karl Friedrich Uhlig (1862-1928). Dieser heiratet im selben Jahr Lina Auguste, Tochter des Gutsbesitzers Traugott Friedrich Hennig aus Burkhardtsdorf. Ein Jahr später, am 23.05.1884, kommt ihr erstes Kind zur Welt. Es wird nach seinem Vater und Großvater benannt: Karl Friedrich Uhlig! Erster Taufpate ist sein Opa Karl Friedrich Uhlig senior.

Nachdem Carl Friedrich Uhlig (1818-1889) den Gutshof an seinen Sohn übergeben hatte, lies er auf dem Burkhardtsdorfer Friedhof einen Gedenkstein für seinen Vorfahren Michael Uhlich (1682-1749) setzen.

Karl Friedrich Uhlich (1862-1928) war der erste Carl Friedrich Uhlig mit mehreren erwachsenen Söhnen: Carl Friedrich, Karl Alwin, Friedrich Hermann, Karl Emil und Friedrich Paul Uhlig. Tragisch war es, dass die Söhne Carl Friedrich, Karl Alwin und Karl Emil im 1. Weltkrieg fielen.

Das Uhlig-Gut übernahm sein jüngster Sohn Friedrich Paul Uhlig (*1895). Er heiratete 1921 Selma Marie, eine nachgelassene Tochter des Gastwirts Franz Oswald aus Chemnitz. Das Paar hatte 5 Kinder. Der jüngste Sohn Karl Siegfried (*1935) übernahm später das Gut.

Anmerkung

Der Geburtsort von Michael Uhlich (1638-1713) blieb bis in die 1990er Jahre ein Rätsel. Seine Taufe war weder in den Burkhardtsdorfer Kirchenbüchern noch in den umliegenden Kirchgemeinden verzeichnet. Aufgrund der fehlenden alten Kirchenbücher in Weißbach analysierte Steffen Scholtz die Kaufbücher von Weißbach und fand Hinweise auf die Herkunft Michael Uhlichs als Sohn einer alten Weißbacher Bauernfamilie. Seine Schwester Maria zog als Frau des Bauers Georg Uhlich ebenfalls nach Kemtau.


Das Uhliggut heute
Das Uhliggut heute