Die erste Geiersbergschanze

Ein Springen auf der Geiersbergschanze 1911
Ein Springen auf der Geiersbergschanze 1911

Die Vorgeschichte des Wintersports auf dem Geiersberg begann 1891. Damals fanden sich einige Chemnitzer mit Norwegern, die in der Sächsischen Maschinenfabrik arbeiteten, zusammen, um gemeinsame Skiausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Aus dieser Gemeinschaft ging der Chernnitzer Ski-Club hervor, der am 24. Februar 1901 mit 18 Mitgliedern gegründet wurde. Der Ski-Club Chemnitz errichtete auf dem Geiersberg im Jahre 1909 seinen "Sprunghügel" und seine "Baude". Er besaß in der Bergwirtschaft auf dem Geiersberg auch ein Skiklubzimmer. 

Quelle: alte Ansichtskarte
Quelle: alte Ansichtskarte

Auf dem Geyersberg veranstaltete der Chemnitzer Ski-Club alljährlich ein beliebtes Wintersportfest. Der Klub entwickelte große Aktivitäten in der Teilnahme an Wettkämpfen. Am 24. Januar 1909 veranstaltete der Klub auf dem Geiersberg ein „Ski-Rennen“, das einen Langlauf über 5 km, einen Sprunglauf und einen Jugendlauf über 2 km sowie Hindernisläufe umfasste. Die Ausscheide wurden als Einzel- und Mannschaftswettkämpfe ausgetragen. Unter dem Motto: „Skisport übt auf Körper und Geist einen wohltuenden Einfluss aus“ expandierte der Klub rasch auf 80 Mitglieder. Der Chemnitzer Ski-Club organisierte auch Ski-Kurse für Damen und Herren und Ski-Fahrten in das Erzgebirge. 

Wintersportler vom Chemnitzer Skiklub am Bahnhof Eibenberg-Kemtau
Wintersportler vom Chemnitzer Skiklub am Bahnhof Eibenberg-Kemtau

Dieses frühe Bild (ca. 1911) zeigt den Bahnübergang am Haltepunkt Eibenberg-Kemtau. Links ist die Straßenbegrenzung zu erkennen und im Hintergrund die noch spärlichen Häuser von Eibenberg. Der markante Felsen, auf der anderen Seite der Gleise, ist natürlich heute genauso zu sehen. Herr Hans Clauß, Ortschronist von Kemtau, stellte mir dieses rare Foto aus der Sammlung der Gruppe Ortsgeschichte im Heimatverein Kemtau/Eibenberg e.V. 92 zur Verfügung.

Hans Edler von der Planitz auf der Keilbergschanze 30.1.1927
Hans Edler von der Planitz auf der Keilbergschanze 30.1.1927

Wer anzweifelt, dass Chemnitz ein Zentrum des frühen Skisports war, braucht nur einen Blick in die Listen der Sieger auf der Geiersbergschanze zu werfen und findet dort auch den Freiherrn Hans Edler von der Planitz, Leutnant bei den Chemnitzer Kaiser-Ulanen. Er war das bekannteste und erfolgreichste Mitglied des Chemnitzer Ski-Clubs. Am 29. Januar 1911 gewann er bei den Deutschen Skimeisterschaften in Oberwiesenthal das international besetzte Skispringen auf der Schönjungferngrund-Schanze mit einer Weite von 21 Metern. Der Wintersport wurde damals schon vom Sächsischen König gefördert, denn die Sieger des Wettbewerbs erhielten zusätzlich den von Friedrich August III. gestifteten sächsischen Königspreis. Diesen, wie auch den Preis für den schönsten Sprung, sicherte sich der Freiherr von der Planitz. Nach zahlreichen Erfolgen in der nordischen Kombination stellte er am 25. Januar 1914 bei der Skisprung-Meisterschaften auf der Kochelbergschanze in Garmisch-Partenkirchen mit einer Weite von 41 Metern einen neuen deutschen Rekord auf. Er war damit der erste Deutsche der einen Sprung über 40 m gestanden hatte. 1920 wurde er dann Deutscher Meister im Skispringen.


Die erste Holzschanze von 1909 auf dem Geiersberg, die Sprünge bis 20 Meter zuließ, wurde vom Chemnitzer Skiclub ständig nachgebessert. Sie war damit nicht nur eine kleine Dorfschanze, sondern durchaus geeignet dem besten Skispringer von 1911, Hans von der Planitz, als Trainingsschanze zu dienen. In den 1920er Jahren war jedoch die Geiersbergschanze nicht mehr geeignet die Chemnitzer Springer weiter voran zu bringen. Auch die Erreichbarkeit des Geiersberges wurde bemängelt. Deshalb wechselte der Skiclub 1925 nach Erfenschlag. Auf der alten Geiersbergschanze wurde noch bis 1930 gesprungen, danach verlagerte sich das Skispringen nach Kemtau auf die Turnerschanze.