Die Besenschänke

Wer kannte es nicht, das legendäre Ausflugslokal an der B95?
Wer kannte es nicht, das legendäre Ausflugslokal an der B95?

Die Besenschänke gehört zwar genau betrachtet heute zu Gelenau ist aber eine der beliebtesten Ausflugsgaststätten von Burkhardtsdorf und gehörte auch bis 1945 dazu. Auch von Kemtau führt ein sehr schöner Waldweg zu diesem Lokal. Die Gaststätte liegt an der alten Poststraße ist aber erst später entstanden. Karl Traugott Fleischer, Maurer von Beruf, erwirbt um 1847 das Grundstück für 200 Taler und erbaute darauf die Schänke. Auch damals schon gab es offenbar die gleichen Probleme, mit denen sich mancher Hausbesitzer auch heute noch herumplagen muss:

"Laut ministeriellen Entscheid vom 12.10.1848 soll er sein neu erbautes Haus wieder abbrechen, da ihm aus sicherheitspolizeilichen Gründen die Baugenehmigung verweigert worden war. Wenn er es nicht tut, so soll eine Kommission damit beauftragt werden. Fleischer jedoch, sowie der Gemeinderat stellen sich taub”

Das Besenschänkenlied

Der Legende nach, soll zuvor schon ein armer Besenbinder dort in einer kleinen Waldhütte gewohnt haben, der seine Frau und Kinder durch illegalen Ausschank von Alkohol ernährt hat. Daher der ungewöhnliche Name. Im "Besenschänkenlied", das sicher am Stammtisch gesungen wurde, lebte diese alte Geschichte fort. Einen Beleg davon gibt es nicht.

Die Postkutschenzeit

Postmeilensäule und Chausseehaus
Postmeilensäule und Chausseehaus

Gleich hinter der Besenschänke verlief die Grenze zwischen dem Amtsbereich Chemnitz und Wolkenstein. Steht man vor der Besenschänke und schaut nach links schräg über die B95, sieht man ein altes Haus. Dem gegenüber steht eine alte Postmeilensäule. Dieses Häuschen war ein Chausseehaus. Darin wohnte der Chausseewärter mit seiner Familie und auch der Wegewärter. Hier wurde eine Art Maut zur Finanzierung dieser Kunststraße kassiert. Typisch für solche Häuser war, dass sie ganz dicht am Straßenrand stand, wie man auf dem Foto auf der linken Seite sieht. Sogar einen Schlagbaum gab es früher dort. In Sachsen wurden noch bis 1885 Wegegeld kassiert.

In Burkhardtsdorf erinnert die Postsäule auf dem Marktplatz und der Straßenname "Alten Poststraße" sowie der Weg "An der alten Postraße" an diese historische Route. 

Die Eisenbahn läutete ein neues Zeitalter ein

Im Sommer 1876 begann langsam aber sicher eine Veränderung des Lebens in Burkhardtsdorf. Die Eisenbahn war im Winter in Betrieb gegangen. Nun hatten die Chemnitzer eine schnelle und preiswerte Möglichkeit ihre enge Stadt zu verlassen und aufs Land zu fahren. Natur- und Wanderfreunde, gern auch Sommerfrischler genannt, strömten vom Bahnhof aus in den Abtwald oder den Zöpfelsteig hinauf Richtung Eisenstraße. Davon profitierte auch die Besenschänke. Sie wurde von der Ausspanne für müde Kutscher und deren Pferde zum Ausflugslokal.

1893 erwarben die Vorfahren von Peter Beyer, dem letzten Wirt und heutigen Besitzer der Besenschänke die Gebäude an der Straße nach Annaberg. Sie verpachteten das Restaurant bzw. ihre Schwiegersöhne bewirtschafteten die Schänke. Das ist nun schon 129 Jahre her.

Diese Restaurant-Anzeige stammt aus Möckel's Adreß- und Auskunftsbuch von 1894.

Quelle: (4)

Die Automobile kamen

Ansichtskarte 1903
Ansichtskarte 1903

Die alte farbige Ansichtskarte aus dem Jahre 1903 ist eine sogenannte Lithographie. Sie zeigt den in dieser Zeit typischen Schriftzug auf der Bildseite mit Ortsnamen und "Grüße aus …". Die Besenschänke wird als Ausflugsort und immer noch als Ausspanne (für die Pferde) bezeichnet. Aber hin und wieder hielt auch eine Kutsche ohne Pferde, die den Berg hinauf knatterte. 

 

Quelle Burkhardtsdorfer Zeitung
Quelle Burkhardtsdorfer Zeitung

K. Wilhelm Kreißig kocht den Schweinsknochenschmaus = Eisbein? 

Um 1905
Um 1905

Nach der Jahrhundertwende tauchten die ersten Automobile auf den Postkarten auf und bestimmten fortan das Bild.

Ansichtskarte 1912
Ansichtskarte 1912

Die Besenschänke war zu einer festen Institution geworden, aber zur Geschichte des Hauses bzw. des Standortes an der Poststraße ist nicht viel zu finden. 

Die Ansichtskarte von 1912 zeigt die Besenschänke als Ausflugsgaststätte. 

Aus Burkhardtsdorfer Zeitung Pfingsten 1912
Aus Burkhardtsdorfer Zeitung Pfingsten 1912

Der Betreiber bzw. Pächter hieß damals Robert Stiegler. Er annoncierte oft in der Burkhardtsdorfer Zeitung und wird noch 1929 in einem Adressbuch als Wirt des Restaurants zur Besenschänke genannt. 

Zu DDR Zeiten

Fotopostkarte 1960er Jahre
Fotopostkarte 1960er Jahre

Von den 1950er Jahren berichtet uns Herr Jürgen Claußner aus Eibenberg: "An den Wochenenden war auch auf der „Besenschänke“ immer Dielentanz (Musik vom Tonband). Den besuchten wir gern mit unseren Eroberungen vom letzten Tanz. Der Rückweg hinein nach Burkhardtsdorf führte ja praktischer Weise  ein Stück durch den Abtwald und dann die Huhle entlang".

In den 1960er Jahren hieß die Straße vor der Besenschänke F95 (F wie Fernverkehrsstraße) und war eine wichtige Transitstrecke von der DDR nach der CSSR. Die Fotopostkarte stammt aus dieser Zeit. Das Auto im Vordergrund ist übrigens ein IFA F8 der in Zwickau noch bis 1955 gebaut wurde. Die Limousine hinter dem Haus ist ein Wartburg 311, die meist einfarbig mit abgesetztem Dach von 1955 - 1965 gebaut wurde. 

Freisitz in der DDR
Freisitz in der DDR

Der beliebte Freisitz vor der Schänke war besonders am Männertag von eben dieser Spezies belagert. Angereist wurde mit dem geschmückten Pferdewagen oder dem kleinen Bollerwagen. Beide waren natürlich mit Bierkästen und anderen Spezialitäten beladen.

 

Nach der Wende

Besenschänke 2014
Besenschänke 2014

Nach der Wende wurde die Besenschänke durch die Fernsehsendung "Wiedersehen mit dem Weihnachtsland" der ARD am 23. 12. 2001 mit Fritz Pleitgen berühmt. Wiedersehen deshalb, weil die Besenschänke schon einmal 1978 im "Westfernsehen" zu sehen war. Damals hieß die Sendung "Weihnachten in der DDR". 

Besuch von Fritz Pleitgen in einer nebligen Nacht 2001

Das Ende kam am 3. Advent 2022

Die Freie Presse berichtete
Die Freie Presse berichtete

Ein schwarzer Tag für die ganze Region

Was bleibt sind Erinnerungen