Das große Unwetter in Burkhardtsdorf im Jahre 1737

Alte Dorfkirche von Burkhardtsdorf Quelle: Deutsche Fotothek
Alte Dorfkirche von Burkhardtsdorf Quelle: Deutsche Fotothek

Die alte Dorfkirche von Burkhardtsdorf gibt es heute nicht mehr, sie wurde 1945 zerstört und es existieren nur noch die Grundmauern.

Damals im Jahre 1737 muss ein heißer Sommer gewesen sein und am 19. Juli 1737 waren viele Bürger von Burkhardtsdorf in der kühlen Kirche versammelt als ein schweres Gewitter heranzog. Es war der 2. Bußtag in Sachsen, der damals nicht, wie heute, im November stattfand, sondern an variablen Tagen angesichts von Notständen und Gefahren festgelegt wurde. Die ganze Bevölkerung wurde dabei zu Umkehr und Gebet aufgerufen. Die folgende Beschreibung des Ereignisses stammt aus:

(1) Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen, Erzgebirgischer Kreis, von 1856 auf Seite 123.

"Der 2. Busstag des Landes hatte die Einwohner in die Kirche gerufen und halb 10 war es, als eben die Worte der Litanei: "Vor einem bösen schnellen Tode behüt uns lieber Herre Gott" gesungen wurde und zu gleicher Zeit fiel unter einem schrecklichen Donnerschlag ein Wetterstrahl auf den Turmknopf. Er zerteilte sich nach den angerichteten Verwüstungen zu urteilen, in 3 Äste, richtete am Gebäude selbst grossen Schaden an, ohne jedoch zu zünden, tötete den Obermüller des Ortes Lange, so dass er in seinem Stuhle sitzend mit aufgehobenen Händen, offenen Augen und Munde als ein Betender oder Singender tot gefunden wurde, ferner traf es einen Bauer, Namens Fischer, beschädigte ihn am Rücken, ohne dass die Verletzung lebensgefährlich geworden wäre und verbrannte den Erblehnrichter Cantzler dermassen, dass er am nämlichen Tage Abends 7 Uhr nach großen Schmerzen bei vollem Bewusstsein starb. Gegen 30 andere Personen wurden zwar zu Boden geworfen und einzelne Teile ihrer Kleidung zerrissen und versengt, sie erholten sich jedoch alle wieder."

Bei dem Erblehnrichter handelte es sich um Johann Georg Cantzler (1668-1737) der 1715 des Lehngericht kaufte und Lehnrichter wurde. Er nannte seinen Sohn ebenfalls Johann Georg, der den Lehnrichterposten erbte und bis 1753 inne hatte. Dessen beide berühmten Sohne, Carl Christian Canzler (1733-1788) wurde Oberbibliothekar und leitete die "Kurfürstliche öffentliche Bibliothek" in Dresden und Johann Georg Canzler (1738-1809) brachte es bis zum Oberrechnungsrat und schrieb zwei Bücher in französischer Sprache über Schweden und Sachsen. Er änderte die Schreibweise seines Namens. Die heutige Canzlerstraße in Burkhardtsdorf wurde 1913 zur Erinnerung an ihre Verdienste nach den Brüdern benannt.

Wie es nach dem Unwetter in Burkhardtsdorf weiter ging schildert eine weitere Quelle:

(2) Sachsens Kirchen-Galerie, Die Inspectionen: Chemnitz, Stollberg, Zwickau und Neustädtel, von 1842 auf Seite 22:

"Als der Turmknopf am 2. December  wieder aufgesetzt wurde, betrugen, nach den schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Pastors M. Augustin Sigismund Krause, die Reparaturkosten bereits über 100 Taler. Der Schulmeister Johann Conradi hat 1737 über diesen Unglücksfall eine im hiesigen Archive (heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) befindliche Beschreibung drucken lassen unter dem Titel: "Die mit Schrecken und Macht ergangene Stimme Gottes, zur Erweckung aufrichtiger Herzensbuße oder ausführliche Beschreibung des entsetzlichen Gewitters". Im Jahre 1835 beschloß die Gemeinde, das Gotteshaus mit einem Blitzableiter zu versehen".