Der Gasthof Geiersberg - Klaffenbacher Str. 69

Aussichtsturm auf dem Geiersberg 1918
Aussichtsturm auf dem Geiersberg 1918

Um 1860 war der Geiersberg (536,1 m ü. NN) ein romantischer und einsamer Ort. Dies änderte sich, nachdem 1865 in einer Veröffentlichung des Chemnitzer Gerichtsamtmanns Friedrich die „prachtvolle Rundsicht über das ganze Chemnitzer Thal, Augustusburg, Lichte[n]walde, Kolmberg, Rochlitzer Berg, Voigtland, Pöhlberg, Geising” und darüber hinaus die „Einsicht in das liebliche Zwönitzthal” lobend erwähnt wurde.

Die ersten Chemnitzer Naturfreunde, die daraufhin auf den Geiersberg wanderten, fanden dort nur eine kleine Holzhütte vor, die vermutlich als Unterkunft der Bergleute gedient hatte. Im Reiseführer "26 Partien ins sächsische Erzgebirge" von 1878 heißt es dazu: Eine Schenke, die ebenfalls auf der Höhe begründet wurde, ist leider eingegangen, soll aber wieder eröffnet werden. 1883 erwarb der Eibenberger Gottlob Friedrich Claußner den Geiersberg mit den dazu gehörenden elf Scheffelsaat Feld und Birkenniederwald (1 Scheffelsaat = Fläche die mit einem Scheffel Saat eingesät werden kann - 2767 m² in Sachsen). Er riss die Holzhütte ab und errichtete ein massives Gebäude. Dies wurde in den folgenden Jahren durch einen Anbau und eine Kegelbahn erweitert und entwickelte sich zu einem sehr beliebten Ausflugslokal.

Der Aussichtsturm

Lithographie vom Geiersberg vor 1900
Lithographie vom Geiersberg vor 1900

1886 ließ Claußner durch die Baumeister Gebrüder Uhlig aus Burkhardtsdorf einen 18 m hohen hölzernen Aussichtsturm errichten. Für einen kleinen Obolus von 10 Pfg. konnte man nun einen großen Rundblick genießen. Ein Glas Bier im Gasthaus kostete übrigens 12 Pfg.

Einen ausführlichen Beitrag zur Geschichte dieses Turmes hat Andreas Hütter, der Betreiber der Web-Seite Chemnitz Gestern Heute veröffentlicht. 

Gasthof Geiersberg mit Turm 1905
Gasthof Geiersberg mit Turm 1905

Nach dem Tod des ersten Besitzers gingen Restaurant und Aussichtsturm an den aus Cunnersdorf stammen den Carl Pährisch über.

Seit 1911 wurde der Geiersberg von Paul Lasch aus Harthau und seiner Tochter Gertrud Sommer weitergeführt.

 

Der oben abgebildete Aussichtsturm von 1905 war nicht mehr das Original der Gebrüder Uhlig. In einer stürmischen Novembernacht 1903 war der Geiersbergturm zusammengebrochen. Er wurde jedoch im folgenden Jahr vom Besitzer wieder aufgebaut. Er wurde nach seinem Vorbild gestaltet aber nun 4 Meter höher. Das endgültige Ende des Turmes trat aufgrund von Baufälligkeit am 29. Oktober 1921 ein. Das folgende Bild zeigt die traurigen Überreste. Aus Geldmangel gab es keinen Neubau.

Der eingestürzte Geiersbergturm Quelle (2)
Der eingestürzte Geiersbergturm Quelle (2)

Wintersport und Bergfeste

Der Wintersportplatz Geiersberg Quelle: Ansichtskarte 1934
Der Wintersportplatz Geiersberg Quelle: Ansichtskarte 1934

Von 1913 bis 1943 veranstaltete der „Erzgebirgszweigverein Eibenberg“ auf dem Geiersberg regelmäßige Bergfeste. Der Geiersberg war bekannt für wintersportliche Aktivitäten.

Der Ausflugsort Geiersberg auf einer Postkarte
Der Ausflugsort Geiersberg auf einer Postkarte

Nachdem der Aussichtsturm 1921 eingestürzt war, erfolgte also kein Neubau und lediglich die Gaststätte wurde noch einige Jahre weiter betrieben. Herr Jürgen Claußner, Zeitzeuge aus Eibenberg, war Gast in diesem Haus: "Beliebt bei den Gästen war das „Orchestrion“ in der Gaststube. Mittels einer größeren Kurbel wurde es von den Wirtsleuten aufgezogen. Wenn man dann eine 10-Pfennig-Münze einwarf, wurde ein Titel abgespielt. Die Wirtsleute, Herr und Frau Sommer, spielten auch vierhändige Stücke auf dem Klavier. Immer dabei war der Schlager „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. 

Für kleinere Kinder hielten Sommers das begehrte alte „Zuckertüten-Buch“ bereit".

Zur DDR-Zeit

DDR Ansichtskarte 1988
DDR Ansichtskarte 1988

Die Familie Sommer verkaufte die Gebäude und das Grundstück 1961 an den VEB „Fleischwerke Dresden“.

Das Objekt wurde durch das spätere VEB Dresdner Fleischkombinat zu einem Ferienlager umgestaltet und als solches bis 1990 genutzt. 

Blick in den Clubraum des Ferienheimes auf einer DDR Ansichtskarte.

Heute ist der Berg teilweise bewaldet und somit nicht mehr als Aussichtspunkt zu gebrauchen. Das Betreten des Grundstücks ist "strengstens verboten".  

Quellen

(1) 550 Jahre dörfliches Leben Kemtau / Eibenberg

(2) Kemtau mit der Ortsteilen Eibenberg, Neu-Eibenberg in historischen Bildern