Die Klaffenbacher Bergschenke 

von Frank Müller, Klaffenbach

Das Sächsische Staatsarchiv besitzt ein altes Gerichtsbuch der Rittergutsherrschaft Neukirchen, das über die Grundstücksverkäufe und Erbteilungen in Klaffenbach ab dem Jahre 1702 Auskunft gibt. Mitunter reichen die Informationen auch weiter in die Vergangenheit zurück, etwa dann, wenn ältere Verträge als Abschriften in spätere Urkunden eingeflossen sind. Ein solcher Fall gestattet uns Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Klaffenbacher Bergschenke. 

Der Kaufvertrag des Bauerngutes Klaffenbacher Hauptstr. 161 aus dem Jahre 17191 beschreibt die Lage dieses Gutes als "... zwischen George Klugens wüstem und Peter Hähnels Wohn Guthe, wie auch umb gnädiger Herrschafft Schenke herumb gelegen..."

Dann heißt es: "... insonderheit wegen gnädiger Herrschafft Schenke als zu welcher von diesen Guthe der Plaz von Samuel Hähneln damahligen Besizern des Guths unwiederruffl. gelaßen wor-den /: besage des untern 27. Octobr: 1671. von damahliger gnädiger Herrschafft Herrn Herrn [sic!] Reinhard Dietrichen Freyherrns von Taube confirmirten Contracts :/ dieses Inhalts:"

Die Gutsherrschaft erwarb somit 1671 Land zur Errichtung "eines neuen Schenckhaußes und Stalles auff der ober Claffenbacher". Zehn Steuerschocke wurden vom Gut auf die neue Schenke übertragen. Außerdem sollten die Ackerflächen von der Landstraße bis herein ins Dorf von Mitfasten bis Michaelis von der Neukirchner Schafhutung verschont bleiben.

Abbildung 1: Bergschenke um 1935 (Geschichtsverein Klaffenbach)
Abbildung 1: Bergschenke um 1935 (Geschichtsverein Klaffenbach)

Der Besitzer des Gutes sollte in Seuchenzeiten weder mit Beherbergung noch dem Abtransport von Kranken aus der Schenke behelligt werden, auch durfte er sich wegen Ungelegenheiten "offtmahls von losen Gesindel geschehend" jederzeit um Hilfe an die Gutsherrschaft Neukirchen wenden. Die Gutsherrschaft behielt sich hingegen den Weiterverkauf der Schenke vor. Auch eine Erweiterung der Schenke um eine Schmiede oder ein anderes Gebäude gegen Wegnahme weiterer sechs Steuerschocke sowie das Anlegen von drei Brunnen mit Röhrleitungen auf dem Grund des Bauerngutes hinter der Landstraße sind ausdrücklich im Vertrag genannt. Zu guter Letzt sollten "die uf der Schenke sterbende Menschen einen freyen Leichenweg doch hinter seinem Hoff uff der obern seiten bey der Scheune vorbey herein in seine Gaße bis ins Dorff Claffenbach iederzeit ungehinderheit behalten." Dieser letzte Passus ist insofern interessant, als er beweist, dass der normale Fernverkehrsweg eben nicht durch das Dorf führte, sondern in etwa der heutigen Trassenführung der B95 entsprach. 

Die Schenke verblieb zunächst im Besitz der Gutsherrschaft. Am 20. April 1753 verkaufte Marianna verwitwete Freifrau von Taube, geb. von Schönberg die "sogenannte Berg-Schenke zu Claffenbach" für 500 Taler an Johann Gottfried Friedrich aus Euba. Bis 1862 waren die Friedrichs nun Wirte und Posthalter in der Bergschenke. Wie die Schenke zu dieser Zeit ausgestattet war, darüber vermittelt der Eintrag im Brandkataster von 1839 eine Vorstellung. Neben dem Wohnhaus mit angebautem Backofen sind ein Scheun- und Stallgebäude, ein Pferdestall- und Schuppengebäude mit angebauter Schmiedewerkstatt, ein bloßes Stallgebäude und das Wasserhaus aufgezählt. Während dieser Zeit wurde in der Schenke offenbar sogar Brot gebacken, denn es gibt einen allerdings durchgestrichenen Hinweis auf einen Brotschuppen. Einige Feldkäufe im 19. Jahrhundert deuten darauf hin, dass auch eine eigene Landwirtschaft unterhalten wurde. 

Abbildung 2: Eintrag der Bergschenke im Entwurf zum Brandkataster 1839, Besitzer war damals Karl August Friedrich (Vorlage u. Repro: Sächsisches Staatsarchiv, StA Chemnitz)
Abbildung 2: Eintrag der Bergschenke im Entwurf zum Brandkataster 1839, Besitzer war damals Karl August Friedrich (Vorlage u. Repro: Sächsisches Staatsarchiv, StA Chemnitz)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es nicht nur mehrere Besitzerwechsel, sondern auch größere bauliche Veränderungen. So erfolgte 1883 ein Neubau anstelle eines abgebrannten Seiten- u. Wohngebäudes und der Abriß eines Teils des Hauptgebäudes. 1912 kam es zu einem weiteren Um- und Ausbau durch die Familie Langer. Am 12./13. Februar 1945 brannte das gesamte Anwesen nach einem Luftangriff aus Löschwassermangel nieder. Die Gastwirtschaft konnte zwar 1951 durch die Tochter, Frau Hauschild wieder eröffnet werden, mußte aber schon drei Jahre später wieder schließen. Die Familie Langer hatte danach nur noch etwas Landwirtschaft. Später befand sich auf dem Gelände ein Stützpunkt des Straßen- und Winterdienstes.5 


1 Andreas Bochmanns Kauf um seines Vaters Christian Bochmanns hinterlassenes Gut, Sächs. Staatsarchiv, StA Chemnitz, 12613 Gerichtsbücher, Nr. 188 Klaffenbach, fol. 125 

2 Diese Erweiterung hat stattgefunden, wie das Hufenverzeichnis von 1830 beweist. Lagen auf dem Gut nach dem Anschlag von 1628 100½ ßo., so sind 1830 84½ ßo. auf dem Gut und 16 ßo. auf der Schenke verzeichnet. Allerdings waren von den Steuerschocken auf dem Gut 1667 nur 35, im Jahre 1830 dagegen nur 40 gangbar. -  Erörterung über die Regulierung der Hufenverhältnisse in den unter das Rittergut Neukirchen gehörigen Dörfer, Sächs. Staatsarchiv, StA Chemnitz,  30727 Grundherrschaft Neukirchen bei Chemnitz, Nr. 214

3 Johann Gottfried Friedrichs Kauf und Lehn über die Bergschenke, Sächs. Staatsarchiv, StA Chemnitz, 12613 Gerichtsbücher, Nr. 188 Klaffenbach, fol. 380 

4 Die Besitzverhältnisse des Dorfes Klaffenbach in der Amtshauptmannschaft Chemnitz, Sachsen. 1569-1936, Otto Max Schüppel, Typoscript 

5 Unsere Heimat Klaffenbach, Geiger-Verlag Horb am Neckar, 1993, ISBN 3-89264-825-5


Bildnachweis:

1: Geschichtsverein Klaffenbach

2: Entwurf zum Brandversicherungskataster für die zum Rittergut Neukirchen und Höckericht gehörigen Dörfer, Sächs. Staatsarchiv, StA Chemnitz, 30727 Grundherrschaft Neukirchen bei Chemnitz, Nr. 213