Hänel's Gasthof

Gasthof Dittersdorf um 1905
Gasthof Dittersdorf um 1905

Hänel's Gasthof in der Dittersdorfer Straße 96 gibt es heute nicht mehr. Der Name bezieht sich auf die letzten Besitzer des Gasthofes. Der Gasthof Dittersdorf, wie er ursprünglich hieß, hat eine lange Geschichte und war wohl die älteste eigenständige Gaststätte von Dittersdorf.

Es war im Jahre 1839 als der damalige Eigentümer des Dittersdorfer Erbgerichts, Friedrich Wilhelm Kaden, einen Gasthof bauen ließ. Wie damals üblich, hatte der Erb- bzw. Lehnrichter, das Brau- und Schankrecht im Dorfe und sein Haus diente als Schänke. Der neue Gasthof hatte die übliche Bauart des Erzgebirges. Das Erdgeschoss und der Keller waren aus  Feldsteinen gemauert. Die erste Etage und das Dachgeschoss bestand aus einem umlaufenden Fachwerk, das später verschiefert wurde. Da eine Gastwirtschaft nicht nur für die Dorfbewohner, sondern auch für Fuhrleute und Reisende zur Übernachtung, zur Verfügung stand, wurde hinter dem Haus auch eine Scheune mit Stallung gebaut. Hier wurden die  Fuhrwerke und Reisekutschen untergestellt. Im Winter kamen die Schlitten und Zugtiere dazu.

Gleich nach Fertigstellung des Gebäudes, im September 1839, wurde das „Schankhaus mit allen Räumen und Behältnissen“ an Peter Alexander Strubel aus Kemtau verpachtet. Er baute den Keller aus, richtete eine Kegelbahn ein und sorgte für ein Toilette. Bis 1848 führte Strubel den Gasthof, dann wechselte das Haus mehrfach den Besitzer. 

von 1848 bis 1875 Christian Gottlob Wolf
von 1875 bis 1877 Karl Hermann Thurm
von 1877 bis 1882 Carl Gustav Oertel
von 1882 bis 1890 Friedrich August Uhlig

Blick in den großen Tanzsaal
Blick in den großen Tanzsaal

1886 ließ Uhlig den großen Tanzsaal mit einer Bühne anbauen. Er soll 300 bis 400 Gäste gefasst haben. Hier fanden Bälle und Tanzveranstaltungen statt, aber auch Theateraufführungen, Sportveranstaltungen und Ausstellungen fanden darin Platz. Natürlich wurde der Saal auch von den örtlichen Vereinen genutzt. Der Schützenverein errichtete auf einer Wiese hinter dem Gasthaus einen Schießstand ein.

Clemens Pleißenberger besitzt das Gasthaus
Clemens Pleißenberger besitzt das Gasthaus

1890 bis 1894 folgte zunächst Karl Bernhard Uhlig. In den folgenden drei Jahren kauften Hermann Teobald Eichler, dann Ferdinand Emil Fiedler und endlich 1896 Otto Clemens Pleißenberger das Haus. Er blieb bis 1913.

 

Anzeige im Zschopauer Wochenblatt Pfingsten 1910
Anzeige im Zschopauer Wochenblatt Pfingsten 1910

So sah der Gasthof bis zum Schluß aus
So sah der Gasthof bis zum Schluß aus

Nun kamen die Hänel's in den Besitz des Gasthofs. Der erste war Otto Bruno Hänel, der bis zu seinen frühen Tod 1929 das Gasthaus leitete. Danach übernahm seine Frau Elsa die Geschäfte bis in die DDR-Zeit. Sie starb 1973 hatte aber rechtzeitig das Lokal an ihren Sohn Gerhard und die Schwiegertochter Martha übergeben, die die Schankwirtschaft führte. Sie starb im Januar 1978. Ihre Tochter Annerose übernahm noch für kurze Zeit das Geschäft. Ende 1978 schloss Hänel's Gasthof für immer. 2011 werden die letzten Reste des Gebäudes abgerissen.


Im Amtsberger Anzeiger vom März und April 2012 findet man eine zweiteile Geschichte des Gasthofes mit vielen zusätzlichen Informationen - sie diente auch als Quelle dieses Beitrages. Der Autor der hier auszugsweise übernommenen Texte ist Roland Sittel, Zschopau.