Die Wirtschaftliche Entwicklung von Kemtau

Erarbeitet und zusammengestellt von Rudolf Baumgärtel im Jahre 1988

eigene Anmerkungen sind grau hinterlegt

Etwas später als mit der Erstbesiedlung des Erzgebirges Ende des 12. Jhdts. dürfte Kemtau entstanden sein, da seine Siedlungsform als Rundreihendorf mit Radialwaldhufenflur in einer Quellenmulde auf eine schwierigere Anlage schließen lässt, die nicht gleich zu Anfang der Besiedlung vorgenommen wurde. Der Ort ist als reines Bauerndorf angelegt. Die aus Nordbayern bzw. der Oberpfalz eingewanderten Siedler waren ja Bauernkinder.

Landwirtschaft

Heutige Ansicht des Oberdorfes mit ehemaligen Lehngut
Heutige Ansicht des Oberdorfes mit ehemaligen Lehngut

Als Kemtau 1455 erstmals urkundlich erwähnt wurde, mag es etwa 13 Familien als Bewohner gehabt haben, wie das 1486 in einem Register des Klosters Chemnitz erwähnt wird. 1551, also etwa 100 Jahre später ist von 9 Feuern (besessenen Mannen), 3 Häuslern und 17 Inwohnern die Rede. Die Bauern, auch Hüfner genannt, waren die eigentlichen Grundbesitzer. Die Gärtner, auch die Inwohner, standen was des Mitbestimmungsrecht betraf, außerhalb der "Gemeinde" und konnten nur Boden außerhalb der ursprünglichen Hufenflur nutzen. Die obige Zahl ist über Jahrhunderte hinweg fast gleich geblieben. 1764 waren es noch immer 9 besessene Mannen und 10 Häusler und 1796 wurden in einem Rezeß über Fronleistungen 19 Bauern und Häusler aufgezählt, ein Beweis dafür, dass damals in Kemtau nur Landwirtschaft betrieben wurde.

Da die bebaute Fläche für jeden Siedler etwa 49 Acker (ca. 27 ha) groß war, muss der Ort eine bewirtschaftete Fläche von etwa 270 ha* gehabt haben. Auch wenn später in Kemtau die Textilindustrie das wirtschaftliche Geschehen stark mitbestimmte, so prägten doch die bäuerlichen Betriebe weiterhin das Ortsbild. Während lange Zeit die Zahl der Bauerngüter gleich blieb, wuchs die Zahl der Gärtner (Häusler) durch Neuerschließung von Gelände nach der Zwönitz zu, vor allem entlang des heutigen "Hangs", wie die Oberreitsche Karte von 1820 und des Meßtischblatt von 1875 zeigen, und durch Häusleransiedlungen im oberen Ortsteil rechts der Straße zwischen Lehngericht und Uhliggut.

*diese etwas fragwürdige Angabe geht von 10 Siedlern mit gleichem Anteil an bewirtschafteter Fläche aus, aber seit dem Jahre 1501 gab es immer 9 Bauerngüter. Sie waren jedoch unterschiedlich groß. Später kamen noch die Häusler dazu. Auch sie bewirtschafteten kleinere Flächen.

Die Namen einiger Kemtauer Häusler, die neben ihrem landwirtschaftlichen Kleinstbetrieb auch als Handwerker arbeiteten, sind uns hier und da überliefert. So gibt es:

1643 einen Leineweber Hans Gerber

1663 einen Schneider Michael Reißmann

1678 einen Maurer und Schuster Christoph Roscher

1735 den Zimmermeister Hannß Ehrt

und

1718 stirbt in Kemtau Georg Herrsdorfer, der als Harzer in den Wäldern um Kemtau gearbeitet hatte.

Zu Enteignungen von Gutsbetrieben kam es nach 1945 in Kemtau nicht. Doch im Zuge der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft schlossen sich die Einzelbauern im Jahre 1954 zu einer LPG vom Typ III zusammen. 1967 erfolgte eine Vereinigung mit der in Eibenberg bestehenden LPG vom Typ I. Den Genossenschaftsbauern stand eine MAS (Maschinen-Ausleih-Station), später MTS (Maschinen-Traktoren-Station) genannt, zur Verfügung, die ihren Sitz in "Kamerun" hatte. 1969 schlossen sich die Kemtauer und Dittersdorfer LPG zur LPG "2O. Jahrestag der DDR" zusammen und übernahmen die Maschinen der MTS in eigenen Besitz. Der Hauptsitz war das ehemalige Rittergut in Dittersdorf. Die leerstehenden Gebäude wurden als Kälberstall genutzt. Heute könnte ein eigenes Kapitel über Kamerun geschrieben werden. 

Auf diesem Weg führen die Uhligs auf ihre Felder (Uhliggut heute)
Auf diesem Weg führen die Uhligs auf ihre Felder (Uhliggut heute)

Handwerke und Mühlen

Als echte Handwerker gab es für den Ort früher (um 1600) zunächst nur Schuster und Schneider, denn innerhalb der städtischen Bannmeile - 1 Meile im Umkreis - und der klösterlichen - 2 Meilen im Umkreis - durfte es kein Gewerbe geben, ebenso keinen Ausschank. Die Handwerker waren keine persönlichen Untertanen des Gerichtsherrn, mussten diesem aber als Schutzgeld jährlich 1 Gulden Handwerkerzins zahlen und 3 - 4 Tage fronen.

Was die Menschen an Nahrungsgütern und Gebrauchsgegenständen nötig hatten, fertigten sie so weit wie möglich im eigenen Haushalt an. Auch Stoffe für den Eigenbedarf aus Leinen und Wolle schufen sie aus eigenen Erzeugnissen im Hause. So gab es z.B. noch 1805 im Ort eine Gemeinde-Röste, auf der die Bauern ihren selbstgebauten Flachs zur Weiterverarbeitung "rösteten", d.h. nach Lagerung im Wasser trocknen konnten.

Die Bäckerei wurde ebenso sehr lange Zeit in einem gemeindeeigenen öffentlichen Backofen betrieben. Erst 1846 gab es z. B. den ersten Bäcker in Burkhardtsdorf.

Für die Mehlherstellung gab es 2 Mühlen in Kemtau, nämlich die "Hellmuhle", später Talmühle, Auenmühle und zuletzt Stiefelmühle (nach den langjährigen Besitzer) genannt. Sie lag allerdings auf dem linken Zwönitzufer und gehörte damit zur Eibenberger Flur. Auf dem Öderschen Riß (um 1600) wird sie als "dem Rat zu Ehrenfriedersdorf gehörig“ bezeichnet, da die Eibenberger nach Ehrenfriedersdorf zinspflichtig waren. Sie war übrigens nicht nur Mahl- sondern auch "brettmül", also Sägemuhle. Der letzte Besitzer (Karl Stiefel) betrieb sie nur noch als Sägemühle, und als er sie aus Altersgründen nicht mehr weiterführen konnte, wurde sie stillgelegt.

Daneben bestand (auch nach Öders Riß) am Zwönitzknie eine weitere Mühle “ein Brettmühl - heißt die Kemneter Mühl“ und zwar an der Stelle, wo wir heute die Anlagen von Kamerun finden. Auf der Oberreitschen Karte von 1820 ist sie als Spinnmühle eingezeichnet. 1845 berichtet Schiffner ("Beschreibung von Sachsen“) von einer "2. Spinnerei (an der Zwönitz) bei Kemptau“, mit der nur die Kameruner Anlage gemeint sein kann, denn die 1. Baumwollspinnerei ordnet er der Mahl- und Sägemühle unterhalb des Ortes zu, also der heutigen Stiefelmühle.

Andere Gewerbe

Ein Gewerbe, das damals mit dem bäuerlichen Beruf eng zusammenhing, war das Fuhrmannsgeschäft. In Kemtau wurde es von der wahrscheinlich am längsten ansässigen Bauernfamilie ausgeübt, von der Familie Uhlig. Seit 1552 sollen sie es betrieben haben, denn immer wieder werden in Burkhardtsdorfer Kirchenbüchern Verstorbene als "Salzfuhrmann" oder "Landfuhrmann“ bezeichnet. Die Fischerei wurde wohl nur nebenbei betrieben, muss aber einträglich gewesen sein, denn 1541 pachtete Nicol Kuntze von der Kemte Fischwasser in der Zwönitz (damals noch Kemnitz genannt) vom alten Wolf Hünerkopf, der auf Neukirchen saß und der die Fischereirechte in der Zwönitz im Raum Burkhardtsdorf besaß. Dieses Fischereirecht war wichtig und oft Gegenstand in den Lehnsverträgen. So erhielten 1651 die "Herren Rudolf Heubold und Heinrich Hildebrand von Einsiedel" unter anderem auch "das Fischwasser und die Fischerei in der Kempnitz“ zu Lehen.

Etwa seit der Mitte des 17. Jhdts. erst durften gemäß einer Verfügung der Herzöge Ernst und Albrecht von Sachsen in den Dörfern Leineweber ein Gewerbe ausüben. Aus dieser handwerklichen Arbeit entwickelte sich dann im Laufe der Jahrhunderte die Textilindustrie in unserem Dorf wie in der weiteren Umgebung. Allerdings konnte die Leineweberei in Kemtau nicht groß werden, da die Bannmeilengesetze einer Ausbreitung dieses Handwerks entgegenstanden (Die Burkhardtsdorfer hatten deshalb große Schwierigkeiten mit dem Rat von Chemnitz). 

Bergbauversuche

Obwohl Kemtau im Erzgebirge liegt sind im Ort und seiner Umgebung aufgrund der geologischen Verhältnisse (Kristalliner Schiefer) kaum Erze oder andere nutzbare Minerale zu finden. Dass man aber, wie an vielen Orten auch hier danach gesucht hei, wenn auch erfolglos, beweist eine Höhle unterhalb des Burgsteins, deren Entstehung sicherlich auf einen Schürfversuch zurückzuführen ist.

Die Entdeckung von im Phyllit vorkommenden Einlagerungen kristalliner Kalke veranlasste in den Jahren 1859/60 die beiden Chemnitzer Rechtsanwälte Hübner und Müller im Wald südöstlich des Ortes einen Kalkofen zu errichten. Es stelle sich jedoch bald heraus, dass das in der Nähe gebrochene Kalkgestein viel zu sandig war, so dass das kaum begonnene Werk wieder eingestellt werden musste. Der Bergbau blieb also in unserem Ort ohne Wirtschaftliche Bedeutung. 

Die Strumpfwirkerei

Dafür fasste um 1800 herum in unserem Ort ein anderer Zweig der Textilindustrie Fuß - die Strumpfwirkerei, die schon um 1750 in Limbach von Johann Esche eingeführt werden war, nachdem der Engländer William Lee um 1600 den Wirkstuhl erfunden hatte und dieser von seinen Landsleuten Paquet und 1848 von Cotton wesentlich verbessert worden war.

Die Kemtauer Strumpfwirker schlossen sich 1842 mit denen von Dittersdorf und Einsiedel zu einer Innung mit dem Sitz in Dittersdorf zusammen, die dann 1899 aufgelöst wurde, nachdem schon 1897 mit der neuen Gewerbeordnung der lnnungs- und Bannmeilenzwang aufgehoben worden war.

Die Wirkstühle bestanden ursprünglich (ebenso wie die Webstühle) aus Holz und hatten einen Kranz, erst später dann 3 - 4 Kränze. Ein solcher Stuhl kostete 490 - 500 Mark. Das ist eine recht hohe Summe, wenn man den Verdienst dagegen hält. 1 Dutzend Paar Strümpfe brachte 4 Groschen bei einer Arbeitszeit von 12 Stunden, euch an Sonnabenden. Wöchentlich wurden von einem Strumpfwirker etwa 3 Mark verdient. Allerdings hatten diese Haus-Strumpfwirker meist noch einen geringen Bodenbesitz. Als die Beschaffung des Materials (Wolle, Baumwolle, Seide) und der Absatz der fertigen Waren schwieriger wurden, - so brachte z. B. der nordamerikanische Bürgerkrieg von 1835 dem Strumpfexport und damit auch dem Eigenverkauf durch die Wirker starke Einbußen - fanden sich etwa seit 1860 Händler für diese Tätigkeit, die zum Teil sogar von den Innungen unterstützt wurden. Aber die Strumpfwirker besaßen immerhin noch eine gewisse Selbständigkeit, hatten auch die Möglichkeit, diese “Verleger" oder Faktoren“ auszusuchen oder zu wechseln. Daneben beschäftigten die Verleger aber auch Lohnarbeiter, die nicht auf ihren eigenen Wirkstühlen produzierten.

Etwa seit 1870 führte man in Kemtau anstelle der hölzernen Stühle eiserne, und noch später die schwereren und teuren Rundstühle ein, die die meisten Wirker zu Hause gar nicht aufstellen konnten. Diese Gelegenheit nutzten die Verleger, um mit ihren unter günstigen Geschäftsbedingungen erworbenen Profiten Strumpffabriken zu errichten. Dabei wurden die bisherigen Lohnarbeiter zu den ersten und am meisten ausgebeuteten Fabrikarbeitern.

Der Höhepunkt der Heim-Strumpfwirkerei in Kemtau lag etwa im Jahre 1885. Da gab es hier 66 Meister und 48 Gesellen, die auf 74 Stählen produzierten. Dabei verdiente ein Meister pro Woche etwa 10 Mark, ein Geselle etwa 8 Mark. (Zum Vergleich: Es kostete 1 Scheffel Korn (85 kg) 12 Mark, 1 Scheffel Hafer (50 kg) 7.50 Mark, 1 Stück Butter 70 Pfennige, ein 3-kg-Brot 58 Pfennige, 1 kg Mehl 36 Pfennige).

Die Industrialisierung

Etwa um 1850 herum, ist an Stelle der Spinnerei in Kamerun ein Metallbetrieb entstanden, von dem die Arbeiter so verschmutzt nach Hause kamen, dass man sie mit Negern (heute würde man sich anders ausdrücken) aus Kamerun verglich - daher dann der Name dieser Gebäudegruppe. 1886 richtete dann die Dittersdorfer Strumpffabrik von Lohs und Schubert dort ein Nebenwerk zur Strumpffabrikation ein.

Um 1890 entstanden die ersten Strumpfabriken in Kemtau. So wurde 1890 die von Uhlmann, 1896 Reinhard, 1902 Harzer, 1906 Förster, Franz Pfau und 1919 Hlawaty gebaut und bald darauf erfolgte auch schon die Spezialisierung (Herren-, Kinder-, Damenstrümpfe). Einige Kleinbetriebe gingen bald wieder zugrunde. Nach Errichtung des Haltepunktes Eibenberg-Kemtau an der Zwönitztalbahn am 1. 5. 1908 und nach Anschluss an das Stromnetz blühten aber die übrigen schnell auf.

Die Pfau-Fabrik vor der Bombardierung Quelle: Fotosammlung Fam. Unger
Die Pfau-Fabrik vor der Bombardierung Quelle: Fotosammlung Fam. Unger

Bei der Firma Pfau verdiente ein Strumpfwirker 1915 im Durchschnitt wöchentlich 30 Mark, was für die damalige Zeit als gut bezeichnet wird und manchem sogar bescheidene Rücklagen erlaubte, denn von 1909 bis 1915 entstanden 11 neue Wohnhäuser, vorwiegend von Strumpfwirkern gebaut. Die Fabrikbesitzer ließen sich natürlich große villenartige Wohngebäude errichten (Pfau, Reinhard, Uhlmann). Nach Schiffners “Beschreibung von Sachsen" vom Jahre 1845 soll es in Kemtau auch einige "Klöppelei" gegeben haben, die immerhin zum Broterwerb gedient haben muss, sonst hätte er sie nicht erwähnt.

Fabrikantenvillen im Ort (Mitte Hlawaty, Links oben Pfau)
Fabrikantenvillen im Ort (Mitte Hlawaty, Links oben Pfau)

Der verhältnismäßig gute (gegenüber anderen Fabrikarbeitern) Verdienst der Strumpfwirker weckte natürlich euch Bedürfnisse und so gab es in Kemtau eine für den kleinen Ort ziemlich große Anzahl an Geschäften und Gaststätten. 1935 existierten 2 Fleischereien Weißbach/Engel und Beck, Frieda), 2 Bäckereien (Bergelt, Hermann; Schlösiger, Paul), 4 Lebensmittelgeschäfte (Muth, Max; Franke, Karl, Rösler, Klara; Konsum), 1 Textilgeschäft (Heidenfelder, Frieda), Frisör (Rößler, Oskar), 1 Malergeschäft (Schuster, Martin) und Gaststätten. Ein Dorfgasthof existierte schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie waren meist recht gut besucht, nämlich der "Gasthof Kemtau” (Präßler, Gelenauer Straße), “Zum Felsen", auch "Tunnel“ genannt (Hermann Haubold, Gelenauer Straße) mit Kegelbahn, "Böhms Gaststätte" (Hermann Böhm, Talstraße), Hotel "Vetters Hof" (Emil Vetters, Talstraße) mit Kutscherstube und das "Arbeiterturnerheim"  auf der Südhöhe.

Nach einer Rezession um das Jahr 1930 herum brachte zwar der Faschismus einen gewiesen Aufschwung der Strumpfindustrie, aber er führte schließlich zu ihrer völligen Vernichtung in unserem Ort. In den letzten Jahren des Hitlerkrieges wurden die Strumpffabriken Werkstätten zur Herstellung von Kriegsmaterial umfunktioniert, und als geraume Zeit nach Kriegsende die Strumpfherstellung zum Teil wieder aufgenommen wurde, da konnten die meist veralteten Maschinen nicht mehr effektiv genug arbeiten, und die Strumpfwirkerei wurden in großen Werken mit modernen Maschinen in und um Auerbach und Thalheim konzentriert.

Die DDR-Zeit

Nun änderten sich die Besitzverhältnisse im Zuge einer notwendigen Strukturierung der Textilindustrie. Waren die Betriebe nach 1945 fast alle noch in Privatbesitz, (bis auf Förster) sie arbeiteten dann teils schon mit staatlicher Beteiligung, so wurden 1972 aus den halbstaatlichen Betrieben VEB der Zwirnerei und Spulerei. Die Betriebe Uhlmann, Harzer und Hlawaty nehmen die Arbeit entweder überhaupt nicht wieder auf oder gingen wegen Überalterung des Besitzers ein (z.B. Uhlmann).

Aus einem Familienbetrieb zur Herstellung von Obertrikotagen, den Uhlig (welcher Uhlig war hier gemeint?) nach dem Krieg aufbaute, entwickelte sich ein kleines Werk, des mit gleichgearteten in anderen Orten zum Betrieb "Stola" zusammengeschlossen wurde. (VEB Strickwaren "Stola", Jahnsdorf, Stollberger Straße 13) 

In der Zeit der Hochkonjunktur der Strumpfwirkerei im 3. und 4. Jahrzehnt unseres Jahrhunderts kamen sehr viele Arbeitskräfte aus dem damaligen Chemnitz (der Text wurde 1988 geschrieben, damals war Chemnitz Karl-Marx-Stadt), da die männlichen Arbeiter des Ortes nicht ausreichten und die Freuen fast alle mit Heimarbeit beschäftigt waren, von der in der Strumpfwirkerei sehr viel anfiel. Das änderte sich nach 1945 schlagartig. Die meisten Beschäftigten arbeiten in Betrieben in Karl-Marx-Stadt, Thalheim, Zwönitz und Burkhardtsdorf, da die örtlichen Werke zu klein sind.

Tourismus

Kemtau ist also von der Landwirtschaft und der Textilindustrie geprägt. Im Laufe der letzten 20 Jahre wurde es aber noch durch einen besonders anziehenden Aspekt bekannt, der sich auch zum Teil wirtschaftlich auswirkte. Im Jahre 1968 wurde das LSG "Einsiedler Talsperre - Kemtauer Wald" durch Verordnung sichergestellt. Das und die Maßnahmen, die den Werktätigen eine vermehrte Freizeit gewährten, trugen dazu bei, dass Kemtau mit seiner schönen, waldreichen Lage zu einem Naherholungszentrum für die Karl-Marx-Städter wurde. Zunächst entstand am Kalkofen eine Gruppe von Bungalows und in den letzten Jahren, nachdem überall im Ort schon vereinzelt Wochenendhäuschen gebaut worden waren, eine Bungalowsiedlung am oberen östlichen Hang des Dorfbachs oberhalb der Weißbacher Straße.

Die Eignung Kemtaus als Erholungsgebiet wurde weiter dadurch unterstrichen, dass 2 Gaststätten als Betriebsferienheime übernommen und ausgebaut wurden, der ehemalige “Gasthof Kemtau" vom VEB Steremat Berlin und des ehemalige "Arbeiterturnerheim" vom VEB Oberbauforschung Pillnitz. Das brachte leider den Nachteil mit sich, dass die gastronomische Betreuung der Ortseinwohner nur noch sporadisch gewährleistet war.