Die Flurnamen in und um Kemtau

Gesammelt und zusammengestellt in den Jahren 1987 – 89 von Rudolf Baumgärtel

(2019 von Hans Clauß überarbeitet)

Die im folgenden Beitrag gesammelten Flurnamen wurden aus Rissen, Plänen, Karten und Flurkrokis (siehe den Beitrag „Kemtau auf historischen Karten"), aus dem Flurnamenverzeichnis der Amtshauptmannschaft Chemnitz, Nr. 45 Kemtau (etwa 1920) – im Staatsarchiv Dresden und aus mündlichen Überlieferungen zusammengestellt.

Die Quellen sind durch folgende Abkürzungen hinter den Flurnamen angegeben (….)

UÖ    = Uröderriß (um 1600)                                                                                          

ZK     = Zimmermannkopie (um 1620)

MB    = Meilenblatt (Monsel – Aster um 1790)

OA     = Oberreitscher Atlas (um 1825)

FK     = Flurkroki (um 1835)

MTBl. = Meßtischblatt = Topographische Karte = Äquidistantenkarte (1875 bis 1943)

FNV   = Flurnamenverzeichnis (um 1920 – Dresden)

mdl.   = mündliche Überlieferung

mhd.  = mittelhochdeutsch

Die Ziffern hinter der Quellenangabe geben die Katasternummer des betreffenden Flurstückes oder Gebäudes auf der Katasterkarte Kemtau von 1960 an.

Bodenformen und Flurnamen

  • Der GEIERSBERG (MB – 103) – (Besitzer – oder Tiername?) trägt diesen Namen schon seit 1790, ist seit etwa 1870 bebaut, von 1880 – 1921 hatte er einen hölzernen Aussichtsturm.
  • Die Höhe am nordwestlichen Rand der Gemeindeflur, der DACHSBERG (MB, OA, MTBl., FNV) hieß früher Ramberg (UÖ, ZK) – Rabenberg(?), später auch Davdberg oder Nestlerberg (mdl.) nach seinem zeitweiligen Besitzer David Nestler.
  • Der KEMTAUER FELSEN (mdl., MTBl.) ist erstmalig 1912 bezeichnet, mdl. aber früher schon so benannt.
  • Die Höhe südlich des Lehngerichts heißt GOLDBERG (mdl. – 104/1), eine Erklärung des Namens ist nicht bekannt.
  • Eine felsige Höhe auf dem rechten oberen Hang des Dorfbachs hieß BIRKENKNOCHEN (UÖ, ZK) – Knochen = mhd. Nacken. Dieser Name ist verloren gegangen. Möglicherweise ist es der heute als STÄHAH = (Steinhahn) bezeichnete kleine Felsen gewesen (FNV, mdl. – 132).
  • Neueren Datums ist auch der Name KIEFER(N)BERG (mdl. – 128/131) für den kieferbestandenen Hang rechts der Weißbacher Straße.
  • Der Name BURGSTEIN (FNV, mdl. – 256) ist auf keiner Karte zu finden, also hat aus diesem und anderen Gründen dort niemals eine Burg gestanden. Er trägt den Namen sicher nach dem burgähnlichen Aussehen der Felsen, vom Tale aus gesehen.
  • Das Bachtal, das die Kemtauer Flur im Südwesten begrenzt, wurde erst der GRABEN (MB, FNV – 195) genannt, sein rechter bewaldeter Hang die LEITE (MB, FNV – 195) – von mhd. Leite = Berghang, der Gegenhang auf Burkhardtsdorfer Flur die DAVD – LEITE. In seinem unteren Teil hieß es schon weit früher HÖLLE (MTBl., FNV, mdl. – 231, 232, 235, 238). Dies beweist der Name „Hellmühle“ auf den Öder - Zimmermann – Rissen, die nach dem Höllenbach benannt ist, der einige Meter oberhalb in die Zwönitz mündet. Das er erst auf dem MTBl. von 1912 auftaucht, ist deshalb verwunderlich.
  • Der Flurname HÖLLE bezeichnet allgemein ein bewaldetes, tiefes Bachtal, das weitab vom Ortskern lag (vielleicht mit der christlichen Vorstellung der Hölle als einem schauerlichen Ort), hier von Kemtau wie von Burkhardtsdorf aus.
Blick in die Hölle
Blick in die Hölle

Namen von bewachsenen Flächen

Obwohl Kemtau schon immer von viel Wald umgeben war (1455 heißt es in einer Urkunde: „….Kemptnatz mit den vier weldern daselbst“), sind doch nur wenige Waldstücke besonders bezeichnet.

  • Die KEMTER LEITEN (FNV), der rechte bewaldete Zwönitzsteilhang östlich des Ortskerns, schon in einer Skizze von 1550 über Jagtstallungen so genannt, heißt um 1600 (UÖ) KEMETER WALD, (MTBl., FNV, mdl. – 256/259), später EINSIEDEL – KEMTAUER WALD (MTBl.). Das bewaldete Talstück des Höllenbachs heißt in einem Forstbuch von 1550 das HELLHOLZ.
  • Als einziges Bauerngehölz ist das UHLIGBÜSCHEL (mdl. – 219) westlich des Ortes benannt worden.
  • Ein Waldstück am südlichen Hufenende des ehemaligen Heidäkegutes (später Gemeindeamt) an der Eisenstraße wurde nach 1900 vom damaligen Chemnitzer entomologischen Verein angekauft und  dann von den Kemtauern SCHMETTERLIGSFARM (mdl. – 205) genannt.
  • Ob der Name BRAND (FNV – 205), ein Flurstück am oberen Zöpfelsteig nach den Feldern des Lehngerichttz zu gelegen von einem zufälligen oder absichtlichen Wald – (oder Feld) brand herrührt, war nicht festzustellen.
  • Häufiger sind Wiesenstücke benannt worden. So wird schon um 1600 die etwas breitere Talaue der Zwönitz, südlich der Kameruner Schleife, als die KEMETERWISE (UÖ) = KEMTAUER WIESE bezeichnet.
  • Im östlichen Quellgebiet des Höllenbaches gibt es die NÄSSE (FNV), ein sumpfiges Wiesenstück oder eine saure Wiese.
  • Die REHWIESE (mdl. – 221) liegt westlich vom Uhligbüschel, die WOLFSWIESE (FNV – 261/262) – Besitzer – oder Tiername? nordwestlich vom Kalkofen vor der Gabelung Gelenauer – Weißbacher Straße.
  • Im Ort selbst benennen die Gemeinderechnungen (1735 - 1842) ab und zu bestimmte kleine Feldstücke, deren Namen aber heute vergessen sind. Zum Beispiel: den VIEHWEG (die allgemeine Viehweide), das GEMEINDEFLECKGEN, das BACKOFENFLECKGEN, CHRISTIAN MÜLLERS FLECKEN.
  • Erhalten hat sich von den sehr alten Namen noch der WERLICH (mdl.), ein bewaldetes, sumpfiges Stück (durch den Bahnbau 1873/74 blieb ein Altarm der Zwönitz), nördlich vom Dachsberg.

Namen von Wegen und Straßen

  • Besondere Wegenamen haben sich bis heute erhalten, so die Bezeichnung EISENSTRAßE (MB, FNV, mdl. – 248, auf einer Karte des OA auch EISENWEG genannt), die Straße auf dem Höhenrücken zwischen der Zwönitz und dem Wilichbach, auf welcher Eisenerz befördert wurde.
  • Der ZÖPFELSTEIG (FNV, mdl. – 246) von Burkhardtsdorf nach Gelenau stellt in seinem letzten Teil auch ein Stück der Verbindung von Kemtau nach Gelenau her. Ob auf ihm wirklich Backwaren (Zöpfe ?) aus Gelenau geholt wurden, ist umstritten, da er auch MAURERSTEIG heißt. (In Gelenau waren früher viele Maurer ansässig.)
  • Der HEUWEG (FNV, mdl. – in 256) von der Zwönitzaue bei Kamerun am Burgstein vorbei nach dem oberen Ortsteil von Kemtau beweist die Richtgkeit der Öderschen Benennung (ZK) einer Kemtauer Wiese an der Zwönitz. Es könnte allerdings auch die Ableitung von Hei = Gehau (in den Wald gehauenen Weg) oder von Gehege = Hag (gehegter, d.h. mit einem Zaun – Wildzaun? umgebener Wald) möglich sein.
  • Ein Weg, der in halber Höhe rings um die Quellmulde des Dorfbachs die Hufen der Bauerngehöfte quert, heißt dementsprechend der QUER(E)WEG (mdl. – 160/263).
  • Die Verbindung zwischen Kemtau und Dittersdorf zum Sitz des Gerichtsherren auf dem Herrenhof war zuerst sicher der Weg oben am rechten Zwönitzhang, den die Fröhner zum „Hofe“ benutzten, daher sein alter Name HOFWEG (MB). Heute heißt er nach seiner teilweisen Bepflanzung mit Lärchen die LÄRCHENSTRAßE (mdl. – 259). Als an der Gabelung Lärchenstraße – Weißbacher Straße ein steinerner Wegweiser gesetzt wurde bekam er den Namen WEIßER STEIN (mdl. bei 257). Siehe hierzu auch Angaben zum „Weißen Stein“ in Kemtau.
  • Auf dem linken Zwönitzufer führt von Dittersdorf über Kamerun nach Kemtau ein Fußweg, der angeblich von der Gräfin von Düben (Nachfolgerin auf dem Einsiedelschem Besitztum) häufig begangen wurde und deshalb den Namen GRÄFIN(NEN)STEIG (mdl.) erhielt. Er läuft am Fuße des HAMMERBERGES (mdl.) entlang, so genannt nach dem ehemaligen Dittersdorfer Eisenhammer, heute die (ehemalige) Filzfabrik.
  • Erst in neuerer Zeit, seit dem Aufkommen des Skisports bekam eine Schneise am rechten Hang des Höllenbachs, die den Uhligschen Waldbesitz vom Staatsforstrevier trennte, den Namen WELLENSCHAUKEL (mdl.- bei 202), da sie im Winter als wellige Abfahrtsstrecke benutzt wurde.
  • Im Ort selbst heißt der untere bebaute Teil der Weißbacher Straße die LIEBENGASSE (mdl.- 251) nach dem ehemaligen Besitzer des am Anfang gelegenen FELSENGUTES.
  • Der steile Anstieg des SÜDWEGS (.244 c) von der Talstraße bis zum Grünen Weg heißt der SCHNIEBERBERG (mdl. – 244 c), vermutlich nach einem Familienspitznamen.
  • Zu den alten Straßennamen gehört auch der HANG (mdl. zwischen 19 und 56), die ursprüngliche Straße zum Zwönitztal, die den überschwemmungsgefährdeten Dorfbach durch die Hanglage vermied.
  • Seit für alle Straßen Kemtaus Namen eingeführt wurden gibt es die GELENAUER Straße (253 - im örtlichen Sprachgebrauch die Dorfstraße), die BURKHARDTSDORFER Straße (244/245), die WEIßBACHER Straße (251) – beide nach den Nachbarorten, den SÜDWEG (244 c) nach der Himmelsrichtung, den GRÜNEN WEG (244 a) wegen der Bewachsung, den WALDWEG (236), der zum Wald führt und im Tal die ZWÖNITZTALSTRAßE (244).
  • Zwei kleinere Abkürzungssteige, die zu der für den Ort früher Bedeutung besitzenden Stumpffabrik von Franz Pfau führen, heißen PFAUSTUFEN (mdl.- bei 240 a), von der Talstraße her, und das PFAUGÄSSEL (mdl. – bei 70), von der Gelenauer Straße her.
Der Gräfinsteig
Der Gräfinsteig

Namen von Gewässern

  • Auch die Gewässernamen sind im ursprünglichen Sinne Flurnamen. Der Name der ZWÖNITZ (UÖ, ZK, MB, OA, MTBl – 239) wird von einem urslawischen Wort für „tönen“ abgeleitet. Da sie manchmal (oder überhaupt ursprünglich) als Oberlauf der „Chemnitz“ angesehen wurde, hieß sie noch auf der Skizze der Jagtstallungen (um 1500) die „Kemniz“. Als durch den Bau der Eisenbahn südlich von Kamerun eine Schleife der Zwönitz vom Fluß abgetrennt wurde, bekam dieser Teil den Namen“ ALTE ZWÖNITZ“ (mdl.) – in Mundart „Alte Zwänz“.
  • Der vom Kalkofen aus der Zwönitz zufließende Bach heißt MAIGRABEN (mdl.), was möglichweise von einem Familiennamen herzuleiten ist.
  • Der Name des HÖLLENBACHES (FNV, mdl. – 231/232,235,238) ist weiter oben schon erläutert. Um 1600 (UÖ) hieß er einfach „FLÖSEL“, also ein kleines fließendes Gewässer.
  • Für den linksseitigen Zufluß zur Zwönitz (im heutigen „Auental“ (mdl.106/107,111/112, “Aue“ = ein wasserreiches Wiesengelände steht 1790 (MB) und 1830 (OA) der Name KUPPELBACH (weil er von einer Kuppe herabkam?) später heißt er dann WURZELBACH (mdl.), was mit der alten Bezeichnung „Wurz“ für alle Arten von Pflanzen zusammenhängen könnte. Um 1600 (UÖ, ZK) wird er einfach als GRÜNDEL bezeichnet, wie auch weitere Nebenbäche der Zwöntz.
  • Der Dorfbach in Kemtau hat niemals einen besonderen Namen getragen, wird allerdings mit dem weiblichen Artikel DIE DORFBACH (mdl.) gebraucht. Auch der Dorfteich an seinem Oberlauf hieß nur GEMEINDETEICH (mdl. 8, in Mundart „Gmäteig“).
  • Ein kleiner, ehemals zur Fischzucht angelegter Teich im letzten Waldstück des Höllenbaches heißt nach seinem zeitweiligen Besitzer heute noch der GRÄBNERTEICH (mdl. 331/5)
Der Gräbnerteich
Der Gräbnerteich

Namen von Gebäudegruppen

  • Zu den Flurnamen gehören auch die Namen von Gebäudegruppen oder Einzelgebäuden. Sie haben ihren Namen z.T. auf das umliegende Gelände übertragen.
  • Die ältesten sind für die Mühlen. Die STIEFELMÜHLE (mdl. – 177) hieß ursprünglich HELL (=HÖLL) MÜHLE – (UÖ, ZK), seit 1790 (MB) und auf weiteren alten Karten die AUENMÜHLE wegen ihrer Lage in der wasserreichen Aue. Den heutigen Namen bekam sie nach ihrem Besitzer Stiefel.
  • Die zunächst nach ihrer Zugehörigkeit KEMETER(=Kemtauer) MÜHLE (ZK) genannte Anlage im kleinen Zwönitzbogen heißt seit Ende des vorigen Jhdts. KAMERUN (FNV, mdl. bei 238). Es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen. Zum einen sollen die Arbeiter in einem damals dort befindlichen Maschinenbetrieb sehr schmutzig von der Arbeit nach Hause gekommen sein, „schwarz wie die Neger in Kamerun“, zum anderen könnte das auch mit der weiten Entfernung der Anlage vom Ort zusammenhängen, das heißt, sie war weit weg, wie die Kolonie Kamerun vom damaligen Deutschen Reich.
  • Der 1859/60 errichtete KALKOFEN (MTBl., FNV, mdl. – 267) an der Weißbacher Straße, er wurde nur kurze Zeit betrieben, gab dem ganzen Gebäudekomplex, bei dem sich auch ein Forsthaus befindet, seinen Namen.
  • Im Ort selbst werden 2 der 9 Gehöfte, die den alten Kern bildeten, nicht nach ihrem Besitzer genannt, sondern nach bestimmten Eigenschaften. So das LEHNGERICHT (mdl. – 102) nach der Tätigkeit des ersten und der weiteren Besitzer als Lehnrichter (vom Gerichtsherrn im Ort eingesetzter Gemeindeältester) und das FELSENGUT (mdl.– 16), welches etwas höher auf einen Felsen gelegen war.
  • Die vor und um 1930 entstandene Siedlung am Waldweg und an der Burkhardtsdorfer Straße bekam bald den Namen FROSCHGRÜN (mdl. 231/232/233). Die Silbe „grün“ ist durch die Nähe des Waldes zu erklären, aber warum Frosch? Selbst ich als Bewohner konnte das nicht erfahren.
  • Ein etwas einsam gelegenes Gebäude auf zunächst unbebautem Gelände zwischen Kamerun und Kemtau auf dem linken Zwönitzufer, welches sich der Besitzer des Kameruner Betriebes als Jagdhaus hatte erbauen lassen, gab ihm im Umland den Namen EINÖDE (mdl. – 209).
Einöde
Einöde

Interaktive Karte der alten Kemtauer Flurnamen

Bitte auf das Symbol oben rechts klicken. Die Karte wird demnächst mit Bildern der Flurstücke ergänzt.


Weitere Gliederung der Kemtauer Flurnamen

Die Flurnamen eines Ortes lassen sich aber auch nach anderen Gesichtspunkten gliedern. Die natürlichste ist wohl die nach der Örtlichkeit oder den Geländestücken, wie das im Hauptteil dieser Arbeit geschehen ist.

Horst Neumann weist in der Zeitschrift „Deutschunterricht 11/88 Seite 517 auf

weitere Gliederungen hin. So können Flurnamen lagebezogen, besitzbezogen, nutzungsbezogen, beschaffenheitsbezogen oder auf Vergleich bezogen eingeordnet werden. Danach Stellen sich unsere Flurnamen wie folgt dar:

Lagebezogen

Kemtauer Felsen, Hammerberg, Hölle, Kem(e)ter Wiese, Kemtauer Wald,  Quer(e)weg, Höllenbach, die Dorfbach, Alte Zwönitz, Einöde (abgelegen), Kamerun (oder nutzungsbezogen?), Kemter Leite, Kuppelbach (?), Gelenauer Straße, Burkhardtsdorfer Straße, Waldweg, Südweg, Zwönitztalstraße.

Besitzbezogen

Geiersberg (Name?), Uhligbüchel, Wolfswiese (Name?), Gräffinnensteig, Schnieberberg, Liebengasse, Gemeindeteich, Maigraben (Name?), Stiefelmühle, Davdleite, Lehngericht (auch nutzungsbezogen), Gräbnerteich, Pfaustufen, Pfaugässel. 

Nutzungsbezogen

Schmetterlingsfarm, Zöpfelsteig, Eisenstraße, Heuweg, Kalkofen

Beschaffenheitsbezogen

Dachsberg, Steinhahn (Stähah), Kiefer(n)berg, Burgstein, Goldberg(?), Leite(=Hang), Graben, Nässe, Brand, Rehwiese, Wolfswiese(?), Weißer Stein, Lärchenstraße, Wurzelbach, Zwönitz (von slavisch =“tönen“), Felsengut, Froschgrün, Grüner Weg.

Auf Vergleich beruhend

Birkenknochen (UÖ?), Wellenschaukel

   In einer anderen Gliederung unterscheidet Neumann nach „älterem“ und „jüngerem“ Namensgut. Dabei sind vor allem die „älteren“ Namen interessant. Gänzlich verschwunden sind zum Beispiel Flurnamen wie Viehweg, Gemeindeflecken, Backofenflecken, Christian Müllers Flecken, weil die Wirtschaftsweise sich geändert hatte oder weil es neue Besitzverhältnisse gab. Sie bestanden noch zwischen 1735 und 1835, ihre Lage ist aber nicht mehr festzustellen. Auch der Name Kemtauer Wiese an der Zwönitz ist verschwunden.

   Weitere Flurnamen sind Zeugnisse für die Sprachentwicklung, das heißt   einige sind aus der Mundart überliefert, nämlich Gmäteig (Gemeindeteich), die Dorfbach, Stähah (Steinhahn – hang?), Davdleite, Schnieberberg(?). Auch ohne besondere Mundartform haben sich alte Namen erhalten: Leite, Graben, Hölle zeigen die früheren geographischen Verhältnisse, (Lehn)Gericht besitzrechtliche und Zöpfelsteig wirtschaftliche Verhältnisse der älteren Zeit.

   Aber es wurden auch alte Flurnamen durch neue abgelöst. Der Birkenknochen (UÖ und ZK) ist heute mit großer Wahrscheinlichkeit der Stähah (s.o.), der Ramberg (UÖ, ZK) wird 1790 (MB) zum Dachsberg oder Nestlerberg (zeitweiliger Besitzer Dacid Nestler) und ist heute wieder der Dachsberg (MTBl). Aus dem Graben ist der Höllenbach geworden, aus dem Kuppelbach (MB), der um 1600 noch (UÖ, ZK) Flösel hieß, der Wurzelbach oder Auentalbach. Die Kemter Leiten (um 1550) wandelt sich bei UÖ und ZK in den Kemeter Wald und wird in der neuesten Zeit zum Einsiedel – Kemtauer Wald (MTBl.). Aus dem Hof(e)weg wurde nach Änderung der Besitzverhältnisse (um 1850) die Lärchenstraße.

   Die „jüngeren“ Flurnamen zeigen, dass Veränderungen in Natur und Gesellschaft sehr rasch wiedergegeben werden. (Neumann:“Deutschunterricht“ 1/89 Seite 51/52).

   Für Kemtau weisen darauf Namen hin wie Kiefer(n)berg (die Anpflanzungen erfolgten erst nach 1900), Schmetterlingsfarm (sie wurde um 1920 angelegt, und der Name ist schon fast verschwunden, da sie nicht mehr betrieben wird),Wellenschaukel (eine Waldschneise, die ihren Namen durch Skisportler um 1930 bekam),Maigraben (der Anwohner lebte um 1900), Kamerun (der Name entstand erst, als aus der Mühle eine Fabrik wurde), Einöde (als  um 1900 an diesem abgelegenen Ort ein Jagthäuschen gebaut wurde), Kalkofen (um 1860 ganz neu errichtet und bald darauf eingegangen), Froschgrün ( um 1920 wurde dort ein bisher bewaldetes Flurgebiet für den Bau einer Siedlung freigegeben).

   Neueren Datums sind auch die Flurnamen, die auf die Familiennamen der Besitzer oder der Anrainer hinweisen: Uhligbüchel, Liebengasse, Schnieberberg, Stiefelmühle und alle amtlich festgelegten Straßennamen im Ort.

   Abschließend sei noch vermerkt, dass alle Flurnamen unseres Ortes deutschen Ursprungs sind. Eine Ausnahme bildet lediglich der Flußname Zwönitz, der von dem urslavischen Wort für „tönen“ abgeleitet werden kann, denn es ist nachgewiesen, dass slavische Fischer und Jäger schon vor der Besiedlung unserer Gegend entlang der Flüsse in das einst unwirtschaftliche Waldgebiet vordrangen und diesen slavischen Namen gaben, so auch für den „rauschenden“ oder „tönenten“ Wildbach Zwönitz.