Gasthof am Auenberg

Um 1913 Besitzer Otto Uhle
Um 1913 Besitzer Otto Uhle

Der ehemalige Gasthof am Auenberg in Burkhardtsdorf war ein stattliches Ausflugslokal mit Ballsaal, Garten mit Konzertbühne und einem Schießstand. Der Gasthof befand sich an der Straße "Am Auenberg 6" an der heutigen Bushaltestelle "Weg zum Bahnhof". Als Auenberg wurde der steile Anstieg von der Auenwiese an der Zwönitz bezeichnet. Heute heißt der Berg Niklasberg.

 

 

Der Anfang

Der Wirt Franz Walther betrieb das Lokal ab 1901
Der Wirt Franz Walther betrieb das Lokal ab 1901

Das Lokal wurde durch Christian Friedrich Eckhardt, dem damaligen Besitzer der "Gaststätte zu Sonne", erbaut. Der Bau erfolgte mit der Neutrassierung der Chaussee von Chemnitz nach Annaberg im Jahre 1839. Der Wirt der "Sonne" fühle sich vom Durchgangsverkehr abgeschnitten und sah sich gezwungen an der neuen Straße einen Gasthof zu errichten. Im Jahre 1839 erhielt er die Konzession zur Errichtung des "Gasthofes am Auenberg" mit den "Gerechtigkeiten zur Ausspannung, Schank, Beherbergen sowie Bällenconcerte und Schmause halten zu dürfen. Die gewöhnliche Tanzmusik ist jedoch nur auf die hohen Feste, wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Jahrmärkte und Kirchweihfeste zu beschränken. Über die gesetzliche Zeit hinaus ist dazu besondere Erlaubnis gegen Almosenentrichtung einzuholen" aus: Zwönitztalkurier 4/2005.

Christian Friedrich Eckhardt betrieb die Wirtschaft nicht selbst, sondern setzte Pächter ein, die häufig wechselten. Der erste Betreiber war Herr Friedrich Trommler aus Hammerbrücke im Vogtland, der den Gasthof am 1. Dezember 1840 eröffnete.

Das Gebäude

Ansichtskarte vom Gasthof Auenberg
Ansichtskarte vom Gasthof Auenberg

Der Gasthof am Auenberg war ein typischer Landgasthof mit einer großen Gaststube im Erdgeschoß. Dem gegenüber befand sich die Kutscherstube. Zum Grundstück gehörten damals auch eine Wiese und Felder und es wurde auch Vieh gehalten. Deshalb befand sich im Keller des Gebäudes unter der Gaststube ein Kuhstall neben dem obligatorischen Bierkeller. Im ersten Stock befand sich die Wohnung des Gastwirts und mehrere Herbergsstuben. Im zweiten Stock waren weitere Herbergs- und Gesindestuben. Der Tanzsaal befand sich im Anbau links vom Hauptgebäude im ersten Stock.

Erste Erweiterungen waren ein Gaststall der am Berghang errichtet wurde. Ein zweiter Pferdestall für 10 Pferde folgte später. Dazwischen befand sich eine Tenne zum Getreidedreschen. Zum Service der Ausspanne für Kutschpferde hörte auch eine Schmiede mit Stellmacherei, die direkt an der Chaussee gebaut wurde.

Weitere Entwicklung

Im Jahre 1856 gab es eine bedeutende Erweiterung. Im Gasthof wurde die erste Burkhardtsdorfer Poststation eingerichtet. Dazu gehörten Diensträume und die Wohnung des Postverwalters Ferdinand Julius Jacobi. Trotz der neuen Trasse und dem Ausbau der Straße zur Chaussee, gab es im Winter oft Schwierigkeiten die Berge hinaufzukommen. Deshalb wurden vier Burkhardtsdorfer Bauern Trommer, Neubert, Nietzold und Walther dazu verpflichtet mit ihren Pferden Vorspanndienste zu leisten.

1876 verlegte dann die Privilegierte Schützengilde Burkhardtsdorf ihren Sitz in den Gasthof "Auenberg" und errichteten die neue Schießanlage. Im gleichen Jahr wurde Theodor Röder Pächter des Lokals.

In der Vorweihnachtszeit fand seit 1878 ein Weihnachtsmarkt, der "Bazar", statt. Im großen Tanzsaal wurde auf den Tafeln vom Handwerkern Waren zum Kauf angeboten. Organisator war Emil Dietrich, Bazar-König genannt, der einen Stand mit Zigarren und Zigaretten betrieb.

Die Restaurant-Anzeige stammt aus Möckel's Adreß- und Auskunftsbuch von 1894. In diesem Jahr übernahm die Familie Gruber das Lokal. 

Zur Jahrhundertwende

Inzwischen führ auch schon die Eisenbahn
Inzwischen führ auch schon die Eisenbahn

Auf dieser farbigen Lithographie wird Gustav Göpfert als Besitzer angegeben. Er betrieb den Gasthof kurz vor der Jahrhundertwende und legte den Auenberggarten mit einem Park an. Auf der gut sichtbare Schießanlage, rechts im Bild, wurden sonntags von 6.00 Uhr bis Mittag die Schießübungen abgehalten wurden. Der Gasthof war der Mittelpunkt des Vereins und natürlich der Platz aller Schützenfeste. 

Aus der Burkhardtsdorfer Zeitung
Aus der Burkhardtsdorfer Zeitung

Bei Herrn Göpfert gab es deftige Kost.

Quelle Burkhardtsdorfer Zeitung
Quelle Burkhardtsdorfer Zeitung

Und zur Faschingszeit war etwas los im Tanzsaal.

Aus der Burkhardtsdorfer Zeitung
Aus der Burkhardtsdorfer Zeitung

Langsam kommen die Kappen in's Spiel.

Der in Burkhardtsdorf bekannte Kappenball ist geboren.

Die Goldenen Zwanziger

nach 1921
nach 1921

Im Juli 1921 wurde im Auenberggarten eine offene Musikhalle mit Laubengängen aufgebaut. Diese Ansichtskarte zeigt das Lokal vom Konzertgarten aus. Die Tische und Bänke befinden sich in einem offenen Laubengang und die sonntäglichen Konzerte waren sehr beliebt. Auf dem Schießstand konnten die Gäste an "vergnüglichen Vogelschießen" teilnehmen. 

Nach dem Umbau links oben ist ein Büssing Bus zu sehen
Nach dem Umbau links oben ist ein Büssing Bus zu sehen

1923 wurde die Chemnitzer Textilhaus GmbH Eigentümer des Gasthofes Auenberg. Es begann der Umbau des Gebäudes in eine Strumpffabrik. Dazu sollte im Ballsaal eine Zwischendecke eingebaut werden um zwei Produktionsräume zu erhalten. Die Front des Saales wurde neu gestaltet. Äußerlich zu erkennen an den zwei etwas niedrigen Fensterreihen des Anbaues. Zuvor gab es nur eine Reihe hoher Fenster. Zum Glück kam die Inflation dazwischen und das Vorhaben wurde aus Geldmangel eingestellt. 

Der Ballsaal nach der Renovierung
Der Ballsaal nach der Renovierung

Nach diesem Fehlschlag wurde das Gebäude im April 1925 wieder verpachtet. Die Pächter waren Herrmann Helmert und Frau, hier zu sehen mit dem Personal des renovierten Saales. Herr Helmert hatte schon mehrere Jahre die Kutscherstube bewirtschaftet und kaufte den Gasthof 1926. Danach investierte er sehr viel um das Lokal im alten Glanz wiedererstehen zu lassen. Bevor der nächste Winter kam, wurde auch eine moderne Dampfheizungsanlage eingebaut. Ein Bildwerferraum der auf dem Musikpodium eingerichtet wurde, sorgte für neue Möglichkeiten.

Announce der Tanzschule Schlegel
Announce der Tanzschule Schlegel

Sonntags gab es im Auenberg Ballmusik mit einer Elf-Mann Kapelle. Kapellmeister war Robert Drummer und Arthur Nebel war Hornist. Im Saal konnte man auch das Tanzen erlernen.

Ein wichtiger Bau für Burkhardtsdorf war die neue Dapolin-Tankstelle an der Straße von Chemnitz ins obere Erzgebirge vor dem Stallgebäude des Lokals. Sie wurde im Oktober 1927 durch die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft errichtet. Sie war nicht die Erste, seit 1924 gab es schon mindestens 3 Tankstellen.

Ansichtskarte nach 1928 mir Tankstelle
Ansichtskarte nach 1928 mir Tankstelle

Das Ende

Am 14. Februar 1945 wurde Burkhardtsdorf bombardiert und der Gasthof Auenberg brannte drei Tage lang. Die Ruine wurde 1949 abgerissen.


August 2014
August 2014

Heute ist nur noch der Überrest der Schmiede, die zu den Nebengebäuden des Gasthofes gehörte, geblieben (im Bild das weiße Häuschen unter dem eingerüsteten Aufbau). Eine Bushaltestelle gibt es am gleichen Ort und erinnert noch an frühere Zeiten.